Die Wege der Mullbinde

Die Wege der Mullbinde

Im Zimmer des Patienten summt ein leises Schweigen,

Maria ist bereit, doch das Mull lässt sich nicht zeigen.

Der Wagen ist leer, die Arbeit stoppt,

die Uhr an der Wand aber läuft ungehindert und flott.

 

„Kein Problem“, denkt Maria, „das hol ich im Lager!“

Der Weg dorthin, er wird schwer wie ein Karren im Schlager.

Im Regal herrscht gähnende Leere und Not,

kein Mull, keine Rolle – nur der Puls pocht im Takt der Uhrzeit knallrot.

 

Also greift sie zum Telefon, ruft Petra herbei,

„Hast du Mull? Ich brauch’s dringend, sonst ist der Verband nicht dabei!“

Doch Petra, auch sie, bleibt nur suchend im Staub,

„Bei mir ist nichts da. Frag Bärbel, sie hebt immer was auf!“

 

Maria nickt, seufzt, die Müdigkeit brennt,

so geht sie erneut – und die Zeit verrennt.

Treppen, ein Flur, ein dritter Anruf vielleicht,

doch jede Minute mehr raubt dem Patienten die Zeit.

 

Schließlich, bei Bärbel, wird das Mullband gefunden,

der Weg bis dahin hat Maria geschunden.

Zurück im Zimmer fragt der Patient: „Was war denn geschehen?“

Maria lächelt schwach: „Nur ein Mull – doch der Weg war zu sehen.“

 

Die Pointe ist leise, aber klar ist die Lehre:

Ein kleiner Prozess – doch die Wirkung ist schwere.

Im Alltag der Pflege zählt jede Sekunde

und oft verbrennt sie – in endloser Runde.

 

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